Csíksomlyó (Schomlenberg) ist das östlichste und berühmteste Marienheiligtum des historischen Ungarn. Der Stadtteil von Csíkszereda (Miercurea Ciuc/Szeklerburg) liegt nahe der Tausendjährigen Grenze, am Fuße der Ostkarpaten. Damals, zu Zeiten unserer Eltern und Großeltern, gehörte dieser Marienort zu Ungarn. Trotz aller geschichtlichen Ereignisse blieb der Wallfahrtsort – wie durch ein Wunder – das Symbol der Identität der Ungarn aus aller Welt.
Der spektakulärste Ausdruck dieses Gnadenortes ist die traditionelle Wallfahrt am Pfingstsamstag, zu dem Hunderttausende Menschen kommen. Ungarischsprachige Pilger aus aller Welt versammeln sich zu dieser großen Wallfahrt. Es beteiligen sich Pilger aus allen sozialen Schichten, vom einfachen Bürger bis zu den Vertretern höchster Foren, einschließlich Vertreter der ungarischen Regierung und auch der ungarische Staatspräsident. Es kommen Ungarn aus Siebenbürgen, Transkarpatien, der Wojvodina, dem Oberland (heutige Slowakei) und aus der Moldau (Ostrumänien) sowie auch Ungarn, die in anderen Ländern der Welt oder sogar auf anderen Kontinenten leben. Eine solch große Pilgerschar zählt nicht nur in der Region, sondern auch in ganz Europa zu einem der größten religiösen Ereignissen. Aus diesem Grund eignet sich am besten dafür der „Sattel“ in Csíksomlyó; in der Nähe der Stadt Csíkszereda gibt es einen Hügel, der den Kleinen mit dem Großen Somlyó-Berg verbindet. Hierher kommt eine riesige Menschenmenge, die oft eine halbe Million Pilger zählt.
Historisch gesehen stammt die erste schriftliche Erwähnung des Gandenortes in Csíksomlyó aus dem Jahr 1333. Allerdings stammt aus dem Jahr 1444 ein päpstlicher Brief, der besagt, dass eine Ausnahmegenehmigung zur Teilnahme an der Wallfahrt erteilt wurde, auf Grund derer die Spender des Kirchenbaus daran teilnehmen durften.
Im Jahr 1567 kamen die Szekler von Gyergyó und Csík am Pfingstsamstag zur Wallfahrt und setzten sich für ihre Tradition durch; sie verteidigten ihren katholischen Glauben gegen den damals protestantischen siebenbürgischen Fürsten. Angeblich trug auch dieses geschichtliche Ereignis zur weiteren regelmäßigen Feier der Pfingstwallfahrt bei.
Die bemerkenswerteste und zentralste Attraktion des Gnadenortes ist die Darstellung der Jungfrau Maria von Csíksomlyó. Es ist eine ca. 2,27 Meter hohe Gnadenstatue, die sich auf dem Hauptaltar der Kirche befindet und als größte Marienstatue der Welt gilt. Die von Szekler Holzschnitzern gefertigte Statue durfte auf Grund der Bibelbeschreibung in den Jahren 1510–1515 entstanden sein. Sie wird als eine in Sonne gekleidete Madonna dargestellt, mit einer dreifachen Krone auf dem Kopf und dem Mond unter ihren Füßen. Um ihr Haupt herum befindet sich ein aus 12 Sternen bestehender Kranz. Besonders zur Zeit der türkischen und tatarischen Überfälle fanden die Gläubigen der Gegend bei ihr einen spirituellen Zufluchtsort.
Seit mehreren Jahrhunderten ist die Gnadenstatue der Obhut des Franziskanerordens anvertraut. Die aktuelle Gnadenkirche steht ebenfalls unter der Aufsicht der Franziskaner, deren jetziger Bau im Jahr 1804 begann, da erstere – abgesehen davon, dass sie im Laufe der Jahrhunderte oft von Tataren oder Türken angegriffen wurde – sich am Ende des 18. Jahrhunderts als sehr klein erwies.
Csíksomlyó ist auch Schauplatz zahlreicher ungarischer religiöser, geistlicher und kultureller Veranstaltungen. Um diese zu unterstützen, wurde hier vor einigen Jahrzehnten ein Konferenzzentrum eingerichtet.